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Meldung vom 7. Dezember 2023

Gottfried-Brockmann-Preis 2023 geht an Kieler Künstler Mateusz Dworczyk

Ein Jubiläum ist angesagt: Der Gottfried-Brockmann-Preis der Landeshauptstadt Kiel wird in diesem Jahr zum 20. Mal verliehen. Gewählter Preisträger ist der in Kiel lebende Künstler Mateusz Dworczyk. Bürgermeisterin und Kulturdezernentin Renate Treutel überreicht den mit 5.000 Euro dotierten Kunst-Preis am Freitag, 8. Dezember, um 19 Uhr in der Stadtgalerie Kiel, Andreas-Gayk-Straße 31. Mit dem Preis sollen junge Künstler*innen gefördert werden.

Die Stadt vergibt den Gottfried-Brockmann-Preis seit 1985 alle zwei Jahre an Kieler Künstler*innen, die das 35. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ausgezeichnet werden mit dem Preis junge Künstler*innen, die laut Vergaberichtlinien „für die Zukunft eine aussichtsreiche Entwicklung erwarten lassen“.

Präsentiert werden die Arbeit des Preisträgers Mateusz Dworczyk und Werke 13 weiterer Kandidat*innen in der Ausstellung „Gottfried Brockmann Preis 2023“ in der Stadtgalerie Kiel. Die Schau läuft vom 9. Dezember 2023 bis zum 25. Februar 2024.

Preisträger Dworczyk beschäftigt sich in seiner künstlerischen Arbeit mit der Wahrnehmung und Darstellung des menschlichen Körpers. Es geht ihm um Möglichkeiten und Grenzen der visuellen Reproduktion des Körpers durch technische Medien, wie etwa die Erschaffung von Haut, Gewebe und Haar durch die mathematischen Methoden eines Computerprogramms.

In der Ausstellung zeigt Dworczyk in einer Wandinstallation zusammengestellt eine Reihe computergenerierter Bilder, Collagen hautähnlicher Oberflächen und Texte. Bei der Bilderzeugung kombiniert Dworczyk Verfahren digitaler Fotografie und elektronischer Datenverarbeitung. Ausgangspunkt der Installation ist die Frage nach Zusammenhängen zwischen Techniken der visuellen Repräsentation des menschlichen Körpers und kultur-, kunst- und medizinhistorischen Entwicklungen.

Mateusz Dworczyk wurde 1994 in Zabrze, Polen, geboren. Er hat 2015 sein Studium an der Muthesius Kunsthochschule begonnen und 2022 im Bereich der Fotografie und Medientheorie bei Professor Peter Hendricks und Professorin Petra Maria Meyer abgeschlossen.

Die Jury begründet die Preisvergabe an Mateusz Dworczyk wie folgt: „Gegenstand seiner künstlerischen Arbeiten sind die tiefgreifenden Veränderungen einer bildbasierten Kultur im Moment der fortschreitenden Digitalisierung. Sein Ausgangspunkt ist die Auseinandersetzung mit dem fotografischen Medium. Im Fokus seiner aktuellen Arbeiten stehen Potenziale und Grenzen der Repräsentation des menschlichen Körpers durch digitale Verfahren und in einer virtuellen Realität sowie sich daraus abzuleitende Auswirkungen auf Konzeptionen von Körperlichkeit im Alltag.“

Weiter heißt es: „Phänomene und Herausforderungen der Digitalisierung erfasst Dworczyk nicht als isolierte Ereignisse, sondern als weitere Phase eines umfassenden medialen Epochenwechsels, der auf visueller Ebene mit der Entwicklung und Verbreitung der Fotografie begann und sich aktuell mit dem Übergang von analogen zu elektronischen und digitalen Verfahren fortsetzt.“

Die Jury schlussfolgert: „Anknüpfend an diese Diskurstradition und vor dem Hintergrund einer umfassenden Orientierung in der Theorie technischer Medien und Bilder gelingt es Dworczyk, zentrale Fragestellungen der Digitalisierung der Gesellschaft in ebenso präzise sowie ästhetisch und offen formulierte audiovisuelle Installationen zu übersetzen, in denen sich aktuelle computerbasierte und analoge Technologien trans- und multimedial ineinander verzahnen.“

In der Jury des Gottfried-Brockmann-Preises 2023 wirkten mit: Dr.in Matilda Felix (Leiterin Haus Coburg, Städtische Galerie Delmenhorst), Nikolai Renée Goldmann (Gottfried-Brockmann-Preisträger 2021), Anders Petersen (ehemaliger 1. Vorsitzender des BBK Landesverband Schleswig-Holstein), Anka Wenzel, Kuratorin Villa Merkel, Galerie der Stadt Esslingen), Johanna Göb (Leiterin des Kieler Amtes für Kultur und Weiterbildung), Dr. Peter Kruska (Direktor der Stadtgalerie Kiel) und Sönke Kniphals (wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stadtgalerie Kiel).

Auf Vorschlag der Jury haben in diesem Jahr 35 Künstler*innen ihre Arbeiten eingereicht. Traditionell wird aus diesem Kreis nicht nur die*der Preisträger*in bestimmt. Zusätzlich präsentieren 13 weitere Künstler*innen ihre Beiträge in der Ausstellung: Paola Donato Castillo, Lisa Friedrichs-Dachale, Miriam Hartung, Annemarie Jessen, Benedikt Lübcke, Lilian Nachtigall, Anne Nitzpan, Paula Oltmann, Elkin Salamanca Alarcón, David Wassermann, Tian Wu, Patrick Wüst und Zeyang Xu.

Zu sehen sind größtenteils raumgreifende Installationen sowie eine Reihe großformatiger Malereien und eine großformatig plakatierte Fotografie. In die Arbeiten sind Formate und Medien wie Video, Fotografie, Malerei, Skulptur, Grafik und Sound integriert. Zum Teil greifen die Künstler*innen aber auch auf eine Vielzahl unterschiedlichster Materialien wie Text, Pflanzen, Textilien, Gewebe, Möbel, Zuckerguss, ein Zelt oder Gitterroste zurück.

Zur Ausstellung erscheint der Katalog „Gottfried Brockmann Preis 2023“ in deutscher und englischer Sprache (12 Euro). Auch dieser dient der Förderung junger Künstler*innen.

Der Preis wird im Andenken an den Maler Gottfried Brockmann (1903-1983) vergeben. In seiner Geburtsstadt Köln gehörte er in den 1920er Jahren dem Kreis der „Kölner Progressiven“ an. Als Reaktion auf die Bedrohungen durch das nationalsozialistische Regime tauchte er in den 1930er Jahren in Berlin unter. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lebte er in Kiel, war hier als Kulturreferent der Stadt tätig und lehrte an der Muthesius-Werkkunstschule (heute Muthesius Kunsthochschule).

Die Preisverleihung und die Ausstellungseröffnung finden statt am Freitag, 8. Dezember, um 19 Uhr in der Stadtgalerie Kiel. Es sprechen Kiels Bürgermeisterin und Kulturdezernentin Renate Treutel, Stadtgaleriedirektor Dr. Peter Kruska und Stadtgaleriemitarbeiter Sönke Kniphals. Anschließend übergibt Bürgermeisterin und Kulturdezernentin Renate Treutel den Preis.
 

Pressemeldung 1004/7. Dezember 2023/CFL